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DENK(T)RÄUME Mobilität

Band 5: Chemie und Sport

Beweglichkeit, Schnelligkeit und Fitness sind entscheidend

im Sport. Aber nicht nur im Sport, sondern in allen Bereichen

des Lebens sind sie von großer Bedeutung. „Wer zu langsam

ist, den bestraft das Leben ...“ – damit ist nicht nur die Schnel-

ligkeit, sondern auch die Flexibilität und die Mobilität gemeint.

Wer mobil ist, ist im Vorteil.

I

m Lexikon wird Mobilität oft als Fähigkeit zur

Eigenbewegung von Personen – auch unter Nut-

zung von Hilfsmitteln – beschrieben

1

. Die Be-

schaffenheit der Hilfsmittel kann die Mobilität

verändern. Leichte Materialien lassen sich ein-

fach und schnell bewegen, schwere Materialen nur

unter größerem Energieaufwand.

Eine Sportart kann sich grundlegend durch die

Einführung eines neuen Werkstoffs ändern. Ein leich-

terer Ball, ein handlicherer Tennisschläger bewirken

ein viel schnelleres (mobileres) Spiel. Ein biegsamer

Hochsprungstab hat zur Folge, dass die Bestleistungen

sprunghaft ansteigen.

„Kunststoff lässt Metall oft alt aussehen.“

2

Im For-

mel-1-Wagen und im Porsche Carrera GT sorgen fa-

serverstärkte Kunststoffe bereits für mehr Sicherheit.

Am Frauenhofer-Institut arbeiteten Wissenschaftler

an einer Großfertigung anspruchsvoller Kunststoff-

bauteile, die zukünftig auch Klein- und Mittelklasse-

wagen leichter und sicherer machen sollen.

Im Folgenden sollen Inhalte und Denkanstöße

zu einem fachübergreifenden Chemie- und Sportun-

terricht gegeben werden. Den Schülern soll bewusst

werden, wie der Einzug der Kunststoffe den Sport

verändert hat. Durch ein niedrigeres Gewicht oder

eine höhere Stabilität im Vergleich zu konventio-

nellen Materialien wird der Sport schneller, leichter

und mobiler. Die aufgeführten Versuchsvorschriften

können die Behandlung der Kunststoffe im Chemie-

unterricht ergänzen.

3

Tennisschläger werden handlicher

Im Sport haben die Kunststoffe längst Einzug gehal-

ten und ihn nachhaltig verändert. Tennislegenden wie

1

http://de.wikipedia.org/wiki/Mobilit%C3%A4t

2 Jakob, Klaus: Kunststoff lässt Metall alt aussehen. Beilage Frauenhofer Ma-

gazin 2004

3

Siehe auch:

M. Holfeld, V. Wiskamp: Kunststoffe in Sportartikeln. In: RAA-

bits-Chemie, Ausgabe 4/2004 (Ergänzungslieferung Dezember 2004), Raabe

Verlag, Stuttgart, Kap. 8 II H, S. 1-26

Jimmy Conners oder Björn Borg hätten heute wohl

kaum noch eine Chance mit ihren schweren und un-

handlichen Schlägern.

Viele Sportgeräte wie z. B. Tennisschläger, Boote,

Fahrradrahmen u. Ä. werden heute aus Verbundwerk-

stoffen gefertigt. Häufig eingesetzt werden Glasfasern,

Aramidfasern oder Karbonfasern, die mit einem Ep-

oxid-Härter als Matrix verbunden sind (Versuch 1:

Herstellung von Faserverbundmaterialien).

Glasfasern sind, historisch gesehen, die erste Faserart.

Die industrielle Fertigung erfolgt seit 1910. Sie besit-

zen eine hohe Festigkeit und ein hohes spezifisches

Gewicht. Im Sport werden sie vor allem wegen ihrer

hohen Stabilität eingesetzt.

Auch die Besaitung der Schläger hat sich grundle-

gend verändert. Während man noch vor 25 Jahren mit

Naturdarmsaiten die Schläger bespannte, werden die

Rackets heute mit verschiedenen Kunststoffen, wie

z. B. Nylon bespannt. Bei Regen mussten die Schlä-

ger neu bespannt werden, heute macht Nässe der Be-

spannung nichts mehr aus (Versuch 2: Herstellung

von Polyamid 6.6 durch Phasengrenzflächenkonden-

sation („Nylonfaden-Trick“), Versuch 3: Herstellung

von Polyamid 6.6 aus AH-Salz).

Hochsprung: Vom Bambus- zum Glasfiberstab

Mit dem neuen Material erreichen die Stabhochsprin-

ger neue Höchstleistungen. 1900 wurde noch mit

leichten Bambusstäben gesprungen. Dieses Materi-

al wurde vier Jahrzehnte im Hochsprung verwendet.

Martin Holfeld

Kunststoffe steigern die

Mobilität im Sport

Tennisschläger der

letzten 15 Jahre

von links (alt) nach

rechts (neu). Nicht

nur die Schlagfläche

ist größer geworden,

auch das Material

hat sich grundlegend

geändert.