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DENK(T)RÄUME
Mobilität
Band 5: Chemie und Sport
Der Weltrekord mit einem Bambusstab liegt bei 4,77
m (1942). 1957 verbesserte Bob Gutowski den alten
„Bambus-Weltrekord“ um einen Zentimeter auf 4,78 m
mit einem Aluminiumstab. 1960 wurden die Alumini-
umstäbe durch Stahl ersetzt und Don Bragg steigerte
den Rekord um einen weiteren Zentimeter auf 4,80
m. Eine schlagartige Veränderung der Bestmarken im
Stabhochsprung wurde 1956 in den USA eingeleitet.
Der Glasfiberstab bewirkte durch seine Handlichkeit
und Bruchsicherheit eine Verbesserung des Bestwerts
beim ersten internationalen Einsatz um drei Zentime-
ter auf 4,83 m. Heute liegt der Weltrekord bei 6,14 m,
gesprungen von Serhij Bubka 1994! Auch wenn Serhij
Bubka ein herausragender Stabhochspringer war, des-
sen Rekord bis heute nicht übertroffen werden konn-
te, steht außer Frage, dass auch er mit einem anderen
Material nicht in diese Höhe hätte springen können
(siehe Versuch 1, Variante: Glasfiber).
4
Fahrräder werden leichter
Heute haben Aramidfasern in vielen Bereichen den
Glasfasern den Rang abgelaufen. Besonders beim Bau
von Fahrradrahmen ist Aramid wegen seines geringen
Gewichts sehr beliebt.
5
Aramid ist ein aromatisches Polyamid. Die Fa-
sern sind unter dem Handelsnamen Kevlar bekannt.
Sie besitzen gute Schlagbeanspruchung und hohes
Energieaufnahmevermögen. Im Sport werden sie be-
vorzugt in Sportgeräten eingesetzt, die oft stoßartigen
Belastungen ausgesetzt werden wie z. B. Tennisschlä-
ger, Surfbretter und Skier.
Karbonfasern wurden schon 1880 durch Pyrolyse
von Baumwolle hergestellt. 1961 erzeugte der Japa-
ner Shindo durch Pyrolyse von Polyacrylnitrilfasern
4 Siehe auch:
www.wdrmaus.de/sachgeschichten/stabhochsprung/5 Michaeli, W., Wegener, M.: Einführung in die Technologie der Faserverbund-
werkstoffe. München 1990, S. 58
Kohlenstofffasern mit hervorragenden Festigkeitsei-
genschaften (siehe auch Versuch 4)
6
.
Seitdem haben Kohlenstofffasern wegen ihrer ho-
hen Festigkeit und ihrer relativ geringen Dichte zuneh-
mend Bedeutung beim Bau von Sportgeräten gefunden.
Verursacht durch ihre günstigen gewichtsbezogenen
Eigenschaften werden sie u. a. in Skiern, Fahrradrah-
men und Tennisschlägern verwendet.
In den letzten Jahren sind viele neue Werkstoffe
für Fahrradrahmen entwickelt worden. Die Rahmen
wurden immer leichter. Neben dem „alten“ Stahlrah-
men haben sich längst Materialien wie Carbonfaser-,
Kevlarfaser- und Glasfaserverstärkte Kunststoffe eta-
bliert. Auch andere Metalle wie z. B. Aluminium und
Titan sowie verschiedene Legierungen werden für den
Bau von Fahrradrahmen verwendet.
Noch vor wenigen Jahren fuhren ausschließlich
Profiradrennfahrer Fahrräder mit solchen Rahmen.
Für den Durchschnittsradler waren diese ultraleichten
Rahmen viel zu teuer. Heutzutage sind viele Fahrrad-
rahmen aus anderen Materialien als Stahl erschwing-
lich geworden. Viele Jugendliche finden den konven-
tionellen Stahlrahmen „langweilig“ und altmodisch.
Werkstoffe und ihre Eigenschaften
Neben der Dichte sind die mechanischen Eigen-
schaften der Werkstoffe von besonderer Bedeutung.
Dazu zählen die Zugfestigkeit, Elastizität, Abriebfe-
stigkeit und Steifigkeit der Werkstoffe. Ein Maß für
die Steifigkeit ist das Elastizitätsmodul (E-Modul),
welches das Verhältnis der auf einen Werkstoff ein-
wirkenden Spannung zur Längsdehnung beschreibt.
Diese Werkstoffeigenschaft steht im direkten Zusam-
menhang mit den Bindungskräften der Atome unter-
einander. Je fester die Bindung ist, desto höher ist der
Wert des E-Moduls.
Eigenschaften von Werkstoffen im Vergleich
7
Werkstoff
E-Modul (kN/mm
2
)
Dichte (g/cm
2
)
Stahl
210
7,8
Aluminium
73
2,8
Glas
73
2,4
Kohlenstofffaser-
Verbundwerkstoff
200
2,0
Holz
14
0,5
Aluminiumoxid
380
4,0
Doch die meisten Schäden treten nicht auf, weil das
Material einer zu starken Kraft ausgesetzt wird, son-
dern durch Materialermüdung. Materialien altern bei
ständiger gleichbleibender Belastung.
6 Bukatsch, F., Glöckner W.: Experimentelle Schulchemie, Band 9: Organische
Chemie 3. Aulis Deubner & Co Kg, Köln 1997, SS 65-67
7 Easterling Zschech, 1997, S. 37
Abb. 7:
Moderne Fahrrad-
rahmen werden aus
Carbonfasern oder
Aluminium gebaut.