Table of Contents Table of Contents
Previous Page  10 / 22 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 22 Next Page
Page Background

18

DENK(T)RÄUME

Mobilität

Band 5: Chemie und Sport

(Versuch 3). Jeder Schüler gibt einen Modell-Urin ab.

Dieser enthält – bis auf einen Fall – 96%igen Ethanol.

Lediglich der Modell-Urin des „Dopingsünders“ bein-

haltet zusätzlich 0,05% des Steroids Dehydroepiandro-

steron (s. Abb. 1). Jede Probe wird mit Dinitrobenzol

und Kalilauge versetzt, gemischt und 15 Minuten im

Dunkeln stehen gelassen. Dann ist der „Übeltäter“,

dessen Probe sich verfärbt hat, erwischt.

6

Struktur und Eigenschaften von Steroiden

Für das Verständnis der chemischen Struktur und der

Eigenschaften von Steroiden ist es förderlich, dass

die Schüler mit einem Molekülbaukasten zunächst

Gonan (s. Abb. 5), den Grundbaustein der Steroide,

basteln und mit dem Modell des Cyclohexans ver-

gleichen.

7

Während Cyclohexan von der Sessel- in

die Wannenkonformation umklappen kann und um-

gekehrt, sind die verzahnten Ringe des Gonans nur

bedingt beweglich.

Wenn die Jugendlichen anschließend ein Cholsäure-

Modell bauen (s. Abb. 5), erkennen sie, dass die po-

laren OH-Gruppen und die Carboxyl-Gruppe auf einer

Seite des Moleküls stehen und diesem amphiphilen

Charakter und damit Tensid-Eigenschaften verleihen:

Cholsäure ist eine Gallensäure, die Fett und Wasser

im Verdauungstrakt miteinander kompatibel macht.

AmModell des Cholesterins (s. Abb. 5) erkennen die

Schüler ebenfalls einen polaren und einen unpolaren

Molekülteil. Die Bedeutung des Cholesterins für den

Aufbau vieler Zellmembrane (Einlagerung zwischen

die Phospholipide) wird ihnen verständlich, denn dort

wird das Cholesterin zwischen den Phospholipiden

eingelagert und erhöht so die Stabilität der Membran.

Stimulanzien – wie man „alles aus dem

Körper herausholt“

Am häufigsten wird – wie gesagt – mit anabolen Wirk-

stoffen (Steroide) gedopt, am zweithäufigsten mit so

genannten Stimulanzien. Das sind Substanzen, welche

6

Hinweis:

Da Ketosteroide teuer und nur mit Endverbleiberklärung im Chemi-

kalienhandel erhältlich sind, kann das „Spiel“ auch mit Aceton durchgeführt

werden, das ebenfalls ein C-H-azides Keton ist und entsprechend reagiert.

Der Reaktionsmechanismus sollte allerdings am Beispiel des Ketosteroids

diskutiert werden.

7 M. Holfeld, V. Wiskamp, H. Gebelein: Chemie und Sport. Praxisschriftenreihe

Chemie. Aulis Verlag Deubner, Köln 2005, S. 24f.

die natürliche Ermüdung unterdrücken, sodass man

bereit ist, sich auf übergroße Anstrengungen einzulas-

sen. Dies ist recht gefährlich, da es einen Zusammen-

bruch zur Folge haben kann.

Zu den stark wirkenden Stimulanzien gehören

u. a. das Amphetamin und das Ephedrin sowie ihre

Derivate, die vor allem bei Radrennfahrern als Do-

pingmittel sehr „beliebt“ sind

8

. Die drei Verbindungen

sind mit dem körpereigenen Hormon Adrenalin struk-

turverwandt, das den Sympathikus erregt und auf den

Kohlenhydratstoffwechsel steigernd wirkt („Stresshor-

mon“). Alle Substanzen enthalten einen aromatischen

Kern mit einem Alkylamin-Substituenten (s. Abb. 6).

Ecstasy – eine Partydroge

Die strukturellen Ähnlichkeiten von körpereigenen

Stoffen und Dopingsubstanzen sowie die damit ver-

bundenen ähnlichen Wirkungsweisen zu betonen, ist

eine lohnende Aufgabe im Chemieunterricht. Mühelos

kann man die Partydroge Ecstasy in die Besprechung

mit einschließen, denn auch diese Verbindung weist

Strukturelemente wie die in der Abbildung 6 gezeigten

Moleküle auf (s. Abb. 7).

Ecstasy (3,4-Methylendioxymethamphetamin, abge-

kürzt MDMA) ist ein Öl, das mit Salz- oder Schwefel-

säure in einen weißen Feststoff (Hydrochlorid, Hemi-

sulfat) überführt und in Form von Tabletten, die bei-

spielsweise mit Smilies verziert sind, auf den Markt

gebracht wird. Es erfreut sich zunehmender Popularität

besonders bei Ravern, die die ganze Nacht durchtanzen

und sich am nächsten Tag höchstens etwas verkatert

fühlen wollen. Die Substanz verstärkt die Ausschüt-

tung von Dopamin, einem Stoff, der ein Wohlgefühl

vermittelt. Ecstasy-„User“ geben an, dass die Wirkung

etwa zwei Stunden anhält. Die aufputschende – sti-

mulierende – Wirkung lässt bei wiederholtem Kon-

sum nach, sodass eine immer größere Menge zur Er-

reichung des Wohlgefühls notwendig wird.

Zunächst ging man davon aus, dass Ecstasy nicht

süchtig macht und höchstens leichte Halluzinationen

hervorruft. Doch inzwischen ist es erwiesen, dass nach-

haltige Gehirnschäden beim Gebrauch von Ecstasy

8 W. Schänzer: Dopinginformationen des Instituts für Biochemie der Deut-

schen Sporthochschule Köln,

www.doping-info.de

Abb. 6: Strukturformeln von Adrenalin, Amphetamin und Ephedrin

Abb. 7: Strukturformel von Ecstasy

Abb. 5:

Nomenklatur der

Steroide Gonan,

Cholsäure und

Cholesterin

R

1

O

H

H R

2

+

O

2

N

NO

2

N

+

CH

2

O

2

N

O

R

1

O

-

O

-

H

H

H H

H

H

Gonan

Cholsäure

Cholesterin

H

CH

3

H H

CH

3

H

OH

OH

OH

COOH

H CH

3

CH

3

H H

CH

3

OH

CH

3

H

CH

3

CH

3

OH

OH

C CH

2

N CH

3

OH

H

H

CH

2

CH NH

2

CH

3

CH CH NH

CH

3

OH

CH

3

Adrenalin

Amphetamin

Ephedrin

O

O

CH

2

CH NH CH

3

CH

3

Ecstasy

Abb. 3: Qualitativer

Nachweis von 17-

Ketosteroiden