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DENK(T)RÄUME Mobilität
Band 5: Chemie und Sport
Gerade hier hat Eisen einen besonderen Vorteil. Ei-
senrahmen sind sehr stabil. Tests haben gezeigt, dass
ein Eisentretlager erst nach 25 Mio. Umdrehungen
Verschleißerscheinungen zeigt. Eine solch große Zahl
an Umdrehungen schafft kein noch so ambitionierter
Radfahrer! Zudem sind Rahmen aus Eisen relativ gün-
stig, schließlich kann sich nicht jeder Hobbyradfah-
rer für eine Bergtour ein neues Fahrrad bauen lassen,
wie es für Jan Ullrichs Bergetappen bei der Tour ge-
macht wird.
Je mehr neue Materialien im Spitzensport Einzug
finden, je häufiger werden sie auch im Breitensport
unkritisch und wenig reflektiert übernommen. Aber
gerade ein Breitensportler sollte nachrechnen, ob die
teuer erkaufte Gewichtsersparnis von wenigen Kilo-
gramm überhaupt sinnvoll ist, wenn er z. B. selbst
ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringt. Im Fahr-
radbau ist man teilweise wieder von den High-Tech-
Kunststoffen abgekommen und weiß die guten Ma-
terialeigenschaften von Stahl und Stahllegierungen
wieder zu schätzen.
Bälle – mobile Sportgeräte
Auch das Fußballspiel ist durch die Errungenschaften
der Chemie verändert worden. Während Fritz Wal-
ter, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer bei Regen-
schlachten immer damit rechnen mussten, dass das
„Leder“ mit zunehmender Spieldauer schwerer wurde,
weil es Wasser aufsaugte, hat Michael Ballack dieses
Problem nicht. Sein Spielgerät besteht zu einem großen
Teil aus Polyurethan, das Wasser abweist. Der Kunst-
stoff bewirkt, dass der Ball nach einem Schuss sehr
rasch wieder seine ursprüngliche Form annimmt, so
dass die Flugbahn präzise ist. Wie wäre es im Unter-
richt mit folgendem Experiment? Ein alter Leder- und
ein moderner PU-Ball werden eine Stunde unter Was-
ser getaucht. Dann werden die Massenveränderungen
bestimmt und mit beiden Bällen Elfmeter geschossen.
Ergänzend darf natürlich die Herstellung eines Poly-
urethan-Schaumes nicht fehlen (Versuch 5: Chemie
des Fußballs), um den Schülern exemplarisch die PU-
Stoffklasse vorzustellen.
Schwimmanzüge machen schneller – mobiler
Die neuen Schwimmanzüge gleiten besonders gut
durch das Wasser. Eine der Haifischhaut nachemp-
fundene Oberflächenstruktur ermöglicht es, dass der
Wasserwiderstand herabgesetzt wird. Während sich
früher häufig ein Schwimmer seine Körperhaare ab-
rasierte, um – aalglatt – als erster das Ziel zu erreichen,
werden jetzt neue Anzüge verwendet, um den Wider-
stand des Wassers niedrig zu halten. Das Material be-
sitzt V-förmige Erhebungen, die in Höhe und Breite
wissenschaftlich vermessen wurden und proportio-
nal genau den Hautzähnen der Haifischhaut entspre-
INFO-BOX
Versuch 5
Chemie des Fußballs
Geräte
Alter, nicht beschichteter Lederball, moderner, kunst-
stoffbeschichteter Fußball, Waage, Korkring, Stativ,
Klemme, Muffe, zwei Eimer, Handtuch; Plastikbecher
(200 ml, weiß oder durchsichtig), Holzspatel
Chemikalien
Desmophen
®
(X, gesundheitsschädlich), Desmodur
®
(X,
gesundheitsschädlich)
Sicherheitshinweis
Ein Hautkontakt mit Desmodur
®
und
Desmophen
®
ist unbedingt zu vermei-
den. Deshalb müssen Schutzhand-
schuhe getragen werden. Um den Ar-
beitstisch nicht zu verunreinigen, wird
er mit Papier abgedeckt.
Durchführung
a) Wasseraufnahme verschiedener Fußbälle
Ein alter, nicht beschichteter Lederball sowie ein moder-
ner, mit Polyurethan beschichteter Fußball werden auf
einem Korkring gewogen. Anschließend werden beide
Bälle etwa eine Stunde in je einen zur Hälfte mit Wasser
gefüllten Eimer gelegt und mit einem umgebauten Stativ
unter die Wasseroberfläche gedrückt. Dann werden die
Bälle oberflächlich abgetrocknet und gewogen. Der un-
behandelte Lederball nimmt deutlich an Masse zu, der
kunststoffbeschichtete Fußball kaum.
b) Herstellung von Polyurethan-Schaum
In einen Plastikbecher wird 0,5 cm hoch Desmodur
®
gefüllt. Dann wird etwa die gleiche Menge Desmophen
®
zugegeben. Die beiden Stoffe werden mit einem Holz-
spatel gründlich verrührt, eventuell einige Tropfen Was-
ser zugegeben. Dann wird der Spatel aus der Mischung
genommen und gewartet.
Beobachtung
Nach ca. zwei Minuten beginnt sich Gas in der Mischung
zu entwickeln. Es bildet sich ein Schaumpilz.
Entsorgung
Nach dem Aushärten des Schaums können die Jugend-
lichen den Stoff mit nach Hause nehmen.
Ergänzender Versuch: Bau eines C
60
-Modells
Mit einem Molekülbaukasten wird ein Modell der Kohlen-
stoffmodifikation C
60
gebaut.
Abb. 8: Hightech-
Fußball: adidas
Jo‘bulani, der Ball
der WM 2010.