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DENK(T)RÄUME Mobilität

Band 5: Chemie und Sport

wörtlich keine Luft mehr bekommt, muss sein Körper

auf die anaerobe Energieversorgung zurückgreifen.) Er

wird ermittelt, indem die körperliche Belastung, z. B.

die Laufgeschwindigkeit, gleichmäßig gesteigert und

in kurzen Zeitabständen die Laktat-Werte gemessen

und gegen die Belastung aufgetragen werden.

Ergänzend zu diesem Thema können die Schüler

im Reagenzglas den qualitativen Laktat-Nachweis als

zeisiggrünes Eisenlaktat erproben (Versuch 3: Quali-

tativer Laktat-Nachweis als Eisenlaktat)

9

.

Milchsäure-Acidose – der Blutpuffer erhält die

Mobilität

Die beim anaeroben Stoffwechsel gebildete Milchsäu-

re kann eine pH-Wert-Senkung des Blutes bewirken,

bei starker körperlicher Anstrengung sogar bis unter

6,9 (metabolische Acidose). (Der Soll-pH-Wert des

Blutes wird meist mit 7,4 angegeben; Schwankungen

9 L. Hallmann: Klinische Chemie. VEB-Verlag G. Thieme, Leipzig 1960, S. 82-83

zwischen 7,38 und 7,42 gelten als unbedenklich

10

.)

Damit eine pH-Änderung nicht lebensbedrohlich wird,

enthält das Blut Puffer, u. a. das System Kohlensäure/

Hydrogencarbonat, das den Schülern aus dem Mittel-

stufenunterricht bekannt sein sollte

11

.

CO

2(g)

+ 2 H

2

O CO

2(aq)

+ 2 H

2

O H

2

CO

3

+ 2 H

2

O

HCO

3

H

3

O

+

Die Wasserstoffionen der Milchsäure werden zunächst

durch die Pufferbase (Hydrogencarbonat) abgefan-

gen. Dabei sinkt deren Konzentration, während die

der korrespondierenden Puffersäure (Kohlensäure)

im venösen Blut steigt. Nach der Hasselbalch-Hen-

derson-Gleichung

pH = 6,1 + log (HCO

3

--Konzentration : CO

2

-Partialdruck)

müsste dann der pH-Wert sinken. Um dies zu vermei-

den, reagiert der menschliche Körper mit einer Steige-

rung des Atemzeitvolumens. Der Sprinter „bekommt

kaum Luft“, sodass vermehrt Kohlenstoffdioxid über

die Lunge abtransportiert und auf diese Weise dem

chemischen Gleichgewicht entzogen wird, bis das

ursprüngliche Verhältnis von Pufferbase und -säure

wiederhergestellt ist (respiratorische Kompensation).

Diese Zusammenhänge lassen sich in einem Mo-

dellversuch (Versuch 5: Modellversuch zur respirato-

rischen Kompensation einer metabolischen Acidose)

nachvollziehen

12

: Ein Modell-Blutpuffer wird herge-

stellt, indem eine Natriumhydrogencarbonat-Lösung

mit Salzsäure auf pH 7,4 eingestellt wird. Zur Model-

lierung einer metabolischen Acidose wird dieser Puf-

ferlösung Milchsäure zugesetzt, worauf sich der pH-

Wert etwas ins Saure verschiebt (7,2). Zur Modellie-

rung der respiratorischen Kompensation der Acidose

wird kräftig gerührt, sodass Kohlenstoff(IV)-oxid ent-

weicht und der pH-Wert wieder seinen ursprünglichen

Wert annimmt.

Durch die respiratorische Kompensation wird der

Säuregehalt im Blut abgepuffert. Schon Blut-pH-Ände-

rungen von 0,2 wirken stark leistungshemmend auf die

Muskulatur. Ein trainierter Sportler hat einen hohen

Puffergehalt im Blut. So kann er seine Mobilität bei

länger andauernder körperlicher Belastung erhalten.

n

Ü b e r d i e A u t o r e n

Volker Wiskamp

Martin Holfeld

((Freiraum lassen, wird in der Korrektur ergänzt))

10 H. Aebi: Einführung in die praktische Biochemie. Karger Verlag, Basel 1965,

S. 264-265

11 Vgl. W. Asselborn, M. Jäckel, K. T. Risch (Hrsg.): Chemie heute – Sek. II.

Schroedel, Hannover 2003, S. 125-126

12 M. Holfeld, V. Wiskamp, H. Gebelein: Chemie und Sport. Praxisschriftenreihe

Chemie. Aulis Verlag Deubner, Köln 2005, S. 24-25

INFO-BOX

Versuch 5

Modellversuch zur respiratorischen

Kompensation einer metabolischen Acidose

Geräte

Magnetrührer, Rührfisch, 2 Bechergläser (250 ml),

pH-Messgerät

Chemikalien

Natriumhydrogencarbonat, Milchsäure (

w

= 1 %),

Salzsäure (

c

= 0,1mol/l; C, ätzend)

Durchführung

2,5 g Natriumhydrogencarbonat werden in einem

Becherglas in 100 ml Wasser gelöst. Der pH-Wert der

Lösung wird mit einem pH-Meter ermittelt. (gemessener

Wert: pH = 8,2). Ein Modell-Blutpuffer (Hydrogencarbo-

nat/Kohlensäure) wird hergestellt, indem zu der magne-

tisch leicht gerührten Lösung 18 ml 0,1 mol/l Salzsäure

und danach tropfenweise weitere Säure gegeben wer-

den, bis der pH-Wert 7,4 beträgt.

Zur Modellierung einer metabolischen Acidose werden

dieser Pufferlösung 10 ml Milchsäure zugesetzt, und

der pH-Wert der Reaktionsmischung wird gemessen.

(gemessener Wert: pH = 7,2).

Zu Modellierung der respiratorischen Kompensation

der Acidose wird 1-2 Minuten kräftig gerührt, wobei

Gasblasen (CO

2

) ausgetrieben werden. Danach wird der

pH-Wert erneut gemessen. (Gemessener Wert: Nach 2,5

Minuten ist der pH-Wert auf 7,4 gestiegen. Bei längerem

Umrühren steigt er bis auf 7,6.)