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DENK(T)RÄUME
Mobilität
Band 5: Chemie und Sport
Durch Sport werden wir beweglicher, steigern unsere Aus-
dauer, vergrößern unsere Kraft und Schnelligkeit; kurz: die
Mobilität unseres Körpers wird erhöht. In sportlichen Wett-
kämpfen ist oft schon ein kleiner Leistungsunterschied ent-
scheidend für den Sieg. Der erste Platz in einem Wettbewerb
kann viel Geld, Ruhm und Anerkennung bedeuten. Und schon
der zweite Platz gerät nach kurzer Zeit in Vergessenheit. Ein
geringer Mobilitätsunterschied ist entscheidend! Es liegt des-
halb nahe, dass ein (seriöser) Sportler, der viele Jahre hart auf
einen wichtigen Sieg hin trainiert, alle (legalen) Möglichkeiten
kalkuliert, wie er seine Leistung optimieren kann. Er wird sein
Training möglichst effektiv ausrichten und außerdem auf seine
Ernährung achten. (Die unerlaubte Leistungssteigerung durch
Doping ist Thema eines weiteren Beitrages der Autoren in die-
ser Zeitschrift.)
Mobilitätssteigerung durch Ernährung
Die Nahrung sollte so gestaltet sein, dass sie die Nähr-
stoffe, die in der jeweiligen Sportart besonders benötigt
werden, in möglichst großemMaße zur Verfügung stellt.
Darum unterscheidet sich die Nahrung der Athleten
je nach Sportart. So benötigt z. B. ein Bodybuilder viel
Eiweiß, um seine Muskeln aufzubauen, und ein Aus-
dauerläufer viele Kohlenhydrate. Diese sind nämlich
die Energielieferanten, die der Körper besonders bei
Langzeitbelastungen braucht.
Woher kommt die Energie für den Sport? –
Aerobe und anaerobe Energiebereitstellung
Zur Energiegewinnung verwendet der menschliche
Organismus direkt oder indirekt hauptsächlich das
Kohlenhydrat Glucose. Dass in diesem Molekül En-
ergie steckt, kann qualitativ eindrucksvoll vorgeführt
werden: Man muss nur eine Mikrospatelspitze des
Stoffes in eine Kaliumchlorat-Schmelze werfen, wo-
rauf er in einemmächtigen Feuer verbrennt (Versuch 1:
Zuckerverbrennung in einer Kaliumchlorat-Schmelze).
Im menschlichen Körper findet die Oxidation stufen-
weise statt (so genannte stille Verbrennung), und zwar
auf zwei verschiedene Weisen
1
:
Anaerobe Glykolyse:
C
6
H
12
O
6
+ 2 ADP + 2 P 2 Lactat + 2 H
+
+ 2 H
2
O + 2
ATP
Aerober Glucosestoffwechsel:
C
6
H
12
O
6
+ 38 ADP + 38 P + 6 O
2
6 CO
2
+ 44 H
2
O + 38
ATP
Der anaerobe Weg ist schnell, liefert aber nur zwei
Äquivalente des Energieträgers Adenosintriphosphat.
Der aerobe Weg ist viel langsamer, aber in Hinblick
auf die ATP-Ausbeute 19-mal wirkungsvoller als der
anaerobe.
Um ATP als Energielieferant zu verstehen, sind die
Zahlenwerte für die freien Enthalpien der stufenwei-
se Hydrolyse dieses Moleküls hilfreich
2
: Die Reaktion
1
D. Voet, J. G. Voet:
Biochemie. VCH, Weinheim 1992, S. 557
2
P. Markworth:
Sportmedizin. Physiologische Grundlagen. rororo, Reinbeck
2000, S. 289-299
Volker Wiskamp, Martin Holfeld
Biochemie und Energie-
bereitstellung im Körper
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