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Beer

sches Gesetz). Auf genauere analytisch-chemischen Zusammenhänge muss nicht

unbedingt eingegangen werden. Es reicht, dass die Schüler Respekt vor der Leistungs-

fähigkeit der modernen chemischen Diagnostik bekommen und auch etwas Bewunde-

rung dafür empfinden.

Ergänzend können die Schüler im Reagenzglas den qualitativen Laktat-Nachweis als

zeisiggrünes Eisenlaktat erproben [48] (Versuch 4).

4.1.2

Milchsäure-Acidose, Blutpuffer und saure/basische

Ernährung

Die beim anaeroben Stoffwechsel gebildete Milchsäure (s. Kapitel 4.1.1) kann eine

pH-Wert-Senkung des Blutes bewirken, bei starker körperlicher Anstrengung sogar bis

unter 6,9 (metabolische Acidose). (Der Soll-pH-Wert des Blutes wird meist mit 7,4

angegeben; Schwankungen zwischen 7,38 und 7,42 gelten als unbedenklich [49].)

Damit eine pH-Änderung nicht lebensbedrohlich wird, enthält das Blut Puffer, u. a.

das System Kohlensäure/Hydrogencarbonat, das den Schülern aus dem Mittelstufen-

unterricht bekannt sein sollte (vgl. [50]).

CO

2

(g) + 2 H

2

O CO

2

(aq) + 2 H

2

O H

2

CO

3

+ H

2

O HCO

3

+ H

3

O

+

Die Wasserstoffionen der Milchsäure werden zunächst durch die Pufferbase (Hydro-

gencarbonat) abgefangen. Dabei sinkt deren Konzentration, während die der korres-

pondierenden Puffersäure (Kohlensäure) im venösen Blut steigt. Nach der

Hassel-

balch-Henderson

-Gleichung

pH = 6,1 + log (HCO

3

-Konzentration : CO

2

-Partialdruck)

müsste dann der pH-Wert sinken. Um dies zu vermeiden, reagiert der menschliche

Körper mit einer Steigerung des Atemzeitvolumens. Der Sprinter „bekommt kaum

Luft“, so dass vermehrt Kohlenstoffdioxid über die Lunge abtransportiert und deshalb

dem chemischen Gleichgewicht entzogen wird, bis das

ursprüngliche Verhältnis

von

Pufferbase und -säure wieder hergestellt ist (respiratorische Kompensation).

Diese Zusammenhänge lassen sich in einem Modellversuch (Versuch 5) nachvollzie-

hen [23]: Ein Modell-Blutpuffer wird hergestellt, indem eine Natriumhydrogencarbo-

nat-Lösung mit Salzsäure auf pH 7,4 eingestellt wird. Zur Modellierung einer metabo-

lischen Acidose wird dieser Pufferlösung Milchsäure zugesetzt, worauf sich der pH-

Wert etwas ins Saure verschiebt (7,2). Zu Modellierung der respiratorischen Kompen-

sation der Acidose wird kräftig gerührt, so dass Kohlenstoff(IV)-oxid entweicht und

der pH-Wert wieder seinen ursprünglichen Wert annimmt.

Eigentlich wäre es logisch, dem Organismus den pH-Ausgleich durch den Verzehr

überwiegend basenüberschüssiger Nahrungsmittel (s. Tabelle 1) zu erleichtern. Doch

direkte Einflüsse der Nahrung auf den pH-Wert des Blutes konnten bislang nicht

nachgewiesen werden. Basenüberschüssige Lebensmittel wirken sich bei regelmäßi-

gem Genuss dennoch positiv auf die Pufferwirkung des Blutes aus, weil sie die Puffer-

kapazität erhöhen.