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Methodisch und didaktisch ähneln die vorgestellten Unterrichtseinheiten am ehesten
dem Konzept „Lernen in sinnstiftenden Kontexten“, das im Folgenden (s. Kasten) er-
läutert wird
2
.
Lernen in sinnstiftenden Kontexten
1995 hat
Muckenfuß
mit seinem Buch „Lernen in sinnstiftenden Kontexten“ [28] für
das Fach Physik gezeigt, wie sich Wissenschaftsorientierung und Handlungsorientie-
rung in einem sinnstiftenden Kontext miteinander verbinden lassen.
Der Arbeitskreis um
Ralle
veröffentlichte 1999 ein didaktisches Konzept zur Kontext-
orientierung im Chemieunterricht [29]. Die erprobten Kurse orientieren sich nicht in
erster Linie an der chemischen Fachsystematik, sondern an forschungsrelevanten und
lebensweltlichen Themengebieten. Diese werden in einer Art miteinander vernetzt,
dass die notwendigen fachimmanenten Inhalte der Chemie kontextgebunden und
strukturiert vermittelt werden.
Auch in anderen Ländern gibt es vergleichbare Bemühungen, grundsätzlich andere
Strukturen für den Chemieunterricht zu entwickeln. In Großbritannien wurden mit
„Salters Chemistry Course“
[30, 31] und in den USA mit „Chemistry in Community“
[32] vergleichbare Konzepte entwickelt.
Allen Kursen ist gemeinsam, dass sie nicht nur zu einer deutlichen Motivationssteige-
rung bei den Schülern geführt haben, sondern auch, dass anspruchsvolle fächerüber-
greifende Aspekte geschult werden, die ein vernetztes Denken fördern und so auch
einen Beitrag zur Allgemeinbildung liefern.
Das Konzept „Chemie im Kontext“ soll
•
ein breites Feld der Schüler erreichen,
•
zum Aufbau von rationalem Verständnis im Umgang mit lebensweltlichen
Problemsituationen beitragen,
•
die Bedeutung der Chemie zur Allgemeinbildung aufzeigen,
•
eigenständiges Lernen und den Umgang mit verschiedenen Methoden und
Medien schulen,
•
Interesse an der Beschäftigung mit chemischen Fragestellungen anregen.
Die besondere fachdidaktische Herausforderung liegt zum Einen in der Gestaltung
einer sinnvollen Symbiose zwischen fachsystematischer Notwendigkeit und der ge-
wünschten Konzeptorientierung und zum Anderen im Wechselspiel zwischen konzep-
tioneller Entwicklung und daraus resultierender Überarbeitung.
Kontextorientierung bedeutet somit, dass eine aktuelle lebensweltbezogene Fragestel-
lung behandelt wird z. B.: „Der Autoantrieb der Zukunft“ [2] statt „Elektrochemie“
oder „Vom Erdöl zum Kaugummi“ [36] statt „Herstellung von Polyisobuten“. (Die
Fragestellung beim Thema „Chemie und Sport“ könnte z. B. „Leistungssteigerung
durch Nahrungsmittelsubstitution“ oder „Energiebereitstellung im Sport“ heißen.) Die
ausgewählten Kontexte müssen
2
Einige der hier vorgestellten Unterrichtsmodule passen auch in den
Biologieunterricht
, wor-
auf aber nicht explizit eingegangen wird.