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Vorwort

Schneller, höher, weiter ... sensationelle Rekorde machen ohne Zweifel einen großen

Teil der Faszination des Sports aus.

Doch die jedem Sportler von Natur aus gegebenen individuellen körperlichen Fähig-

keiten und Kräfte haben ihre Grenzen, so dass immer bessere sportliche Leistungen

zunehmend unwahrscheinlich werden.

Es sei denn, die Chemie hilft nach.

Bei den Olympischen Spielen in Sydney, 2000, sprang ein junger Mann mit einem

Vollkörperanzug ins Wasser und gewann mehrere Goldmedallien. Es soll keineswegs

bestritten werden, dass

Ian Thorpe

ein hoch begabter Schnellschwimmer ist. Dennoch

darf gefragt werden, ob seine neue, der Haifischhaut nachempfundene Hülle aus Poly-

urethan ihn nicht noch etwas schneller gemacht hat.

Dass Kunststoffe den Sport revolutionieren, hat Tradition. Bei den Olympischen Spie-

len in München, 1972, machten Bestleistungen im Stabhochsprung auf die neuen, mit

Kohlenstofffasern verstärkten Sprunggeräte aufmerksam. Wie Tischtennis ohne Cellu-

loid

, ein Produkt, das eigentlich bei der Suche nach einem Elfenbein-Ersatz für Billi-

ardkugeln gefunden wurde, aussähe, ist fraglich. Bespannungen aus Darm für Tennis-

schläger sind längst passé und durch solche aus Polyamid und anderen Kunststoffen

ersetzt. Und der alte „Drahtesel“ ist wohl nur noch im Museum zu finden, denn mo-

derne Fahrräder enthalten anstelle des Eisens leichtere Werkstoffe aus Aluminium o-

der Kohlenstofffasern.

Ob das „Wunder von Bern“ heute noch geschehen würde, darf – die Leistung der da-

maligen deutschen Nationalmannschaft in allen Ehren – angezweifelt werden, denn ein

modernes Tretobjekt ist mit Polyurethan beschichtet, nimmt kein Wasser auf und wird

deshalb auch bei Regen wie im Finale 1954 nicht schwerer. Mit dem alten Lederball,

der klatschnass war, kamen die kraftbetont spielenden deutschen Fußballer offensicht-

lich besser zurecht als die Techniker aus Ungarn.

Trotz dieser „Einschränkung“ werden die Neuerungen, die Kunststoffe dem Sport be-

schert haben, in aller Regel positiv gesehen.

Überhaupt nicht gut, sondern kriminell ist es, wenn Sportler chemische Substanzen

zum Leistungssteigerung nutzen. Dopingskandale gibt es leider reichlich, und es ist

traurig, dass Hochleistungssport heute mit hoch moderner Blut- und Urin-Analytik

kontrolliert werden muss.

Sicherlich ist es sinnvoll, dass mittlerweile auch der Biochemie beim Sporttreiben

Rechnung getragen wird, indem Flüssigkeits- und Mineralienverluste bei sportlicher

Aktivität mit isotonischen Getränken kompensiert werden können.

Doch ist es ein Irrglaube, mit sauerstoffhaltigen Getränken die O

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-Bereitstellung im

Körper erhöhen zu können. Derartige Produkte sind – schonend ausgedrückt – ein

Gag. Und dass Carnitin als „Fat-Burner“ verkauft wird, ist auch kein Fortschritt der

Menschheit, zumal das Verhalten von Body-Buildern, die durch übermäßigen Fleisch-

konsum Muskeln, aber auch viel Fett aufbauen, welches sie anschließend mit Hilfe des