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Einleitung

Die Behandlung von Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten mit pflanzlichen Heilmitteln

hat eine sehr lange Tradition. Oftmals im Rahmen der Selbstmedikation eingesetzt, stellen

pflanzliche Heilmittel, die auch als Hausmittel Anwendung finden, eine Alternative zu

synthetischen Arzneimitteln dar. Aufgrund neuester Erkenntnisse über ihre Wirksamkeit,

welche durch qualifizierte Studien belegt worden sind, werden pflanzliche Heilmittel auch

zunehmend in der Arztpraxis verwendet. Deshalb ist eine Erstattung ausgewählter

Phytotherapeutika seitens der gesetzlichen Krankenkassen möglich, wenn sie von einem

Vertragsarzt mit der Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren“ verordnet werden.

Die Phytotherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der klassischen

Kneipp

schen

Naturheilverfahren und der Gesundheitsvorsorge. „Die Natur ist der Krankheiten Arzt“,

meinte bereits

Hippokrates

.

Paracelsus

(1493-1541) sagte, dass gegen jede Krankheit ein

Kräutlein gewachsen wäre. Diese Aussagen unterstreichen, dass pflanzliche Heilmittel schon

seit Jahrtausenden zur Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Ihre Anwendung ist

Erfahrungswissen

.

Inhaltstoffe verschiedener Pflanzen können für den Organismus positive, aber auch negative

Wirkungen entfalten. Die Herbstzeitlose beispielsweise enthält das Pflanzengift Colchizin,

das zur Behandlung von Gichtanfällen verwendet wird und aufgrund seiner starken Wirkung

der ärztlichen Verschreibungspflicht unterliegt. Hier wird also der Lehrsatz von

Paracelsus

besonders deutlich: „Alle Dinge sind Gift, nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht, dass

ein Ding Gift ist“.

Pflanzen sind Vielstoffgemische. Für eine Anwendung werden ihre Inhaltsstoffe z. B. mit

kochendem Wasser bei der Teebereitung, mit Alkohol bei der Herstellung von Tinkturen oder

Fetten und Ölen (Ringelblumensalbe und Johanneskrautöl) heraus gelöst.

Wie fast jedes Medikament haben auch Heilpflanzen Nebenwirkungen. Diese sind in der

Regel nicht so stark wie bei synthetischen Arzneimitteln. Vor einer unkontrollierten und

unkritischen Anwendung über einen längeren Zeitraum ist allerdings zu warnen. Im

Zweifelsfall ist ein Arzt oder Apotheker zu konsultieren. Besondere Vorsicht sollte man beim

Umgang mit hochkonzentrierten etherischen Ölen walten lassen. Schwangere sollten kein

Zimtöl verwenden, denn dieses kann Fehlgeburten auslösen. Patienten, die organtransplantiert

sind, dürfen kein Johanniskraut verwenden, da dieses die Abstoßung der Spenderorgans

verursachen kann.

Ein Beitrag zur

Allgemeinbildung

im Chemie- und/oder Biologieunterricht vermittelt

ist

die Kenntnis und richtige Anwendung von Heilpflanzen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es,

Theoretisches über Heilpflanzen und ihre Wirkung darzustellen und Vorschläge für

Experimente und praktische Anwendungen zu geben.

Um Heilpflanzen richtig kennen zu lernen, sollten auch Verkostungen von Tee und anderen

selbst herzustellenden Hausmitteln nicht fehlen. Produkte, die zur Einnahme bzw. zur

Anwendung vorgesehen sind, dürfen nicht im Chemiekabinett wegen einer möglichen

Kontamination hergestellt werden. Ausgangstoffe dürfen nur aus einer Apotheke oder einem

Naturkostladen stammen, nicht aus einer Chemiesammlung. Gleichfalls dürfen nur neue,

unbenutzte Gerätschaften verwendet werden. Produkte, die Zucker und Honig enthalten,

dürfen nicht von Schülerinnen und Schülern, die an Diabetes mellitus leiden, verkostet

werden. Alkoholhaltige Produkte dürfen nur als Geschmacksproben verkostet werden.

Jugendliche, die Medikamente einnehmen oder andere gesundheitliche Probleme haben,

müssen auf Geschmacksproben solcher Produkte verzichten.