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CLB Chemie in Labor und Biotechnik, 55. Jahrgang, Heft 03/2004

M17

CLB – Memory

Die CLB-Beilage für Ausbildung in Chemie, Labortechnik,

Chemietechnik, Biologie und Biotechnik

März 2004

Volker Wiskamp, FH Darmstadt;

Martin Holfeld, Kaufmännische

Schulen des Lahn-Dill-Kreises

A

ktuelle Dopingaffären kön-

nen aufgegriffen werden,

um Oberstufenschüler neugie-

rig auf „Chemie“ zu machen.

Was sind anabole Steroide? Wie

funktionieren und welche Ne-

benwirkungen haben sie? Wie

werden sie nachgewiesen? Was

ist das Besondere am Steroid-

Grundgerüst? Wo begegnet es

uns sonst noch?

Als die THG-Doping-Affäre im

Jahr 2003 Schlagzeilen machte,

wollten die Schüler eines Sport-

und Chemie-Leistungskurses mehr

darüber wissen. Deshalb wurde

eine Unterrichtseinheit durchge-

führt, in der die Jugendlichen zu-

nächst Referate über den Skandal,

Allgemeines über anabole Steroide

(Abbildung 1) und deren kraftför-

dernde Wirkung und schädliche

Nebenwirkungen sowie über ihre

analytische Bestimmung hielten.

Danach betrachteten sie Modelle

auch anderer Steroide wie Cho-

lesterin und Chlolsäure, um ein

Gefühl für Struktur/Eigenschaft-

Korrelationen zu bekommen.

Hervorragendes Unterrichtsma-

terial und vielseitige Doping-Infor-

mationen, speziell für Kinder und

Jugendliche, befinden sich auf der

Web-Seite des Instituts für Bio-

chemie der Deutschen Sporthoch-

schule Köln [1] (vgl. auch [2]).

Die THG-Affäre

Im Leistungssport geht es auch

um viel Geld. Deshalb ist eine

Leistungssteigerung durch Doping-

mittel unlauterer Wettbewerb und

strafbar.

Die Olympischen Spiele von

1988 wurden durch den gedopten

100-Meter-Sprinter Ben Johnson

getrübt, dem der unerlaubte Ge-

brauch des anabolen Steroids Sta-

nazol nachgewiesen wurde. Der

Fußballer Edgar Davids und der

Tennisspieler Petr Korda dopten

sich mit Nandrolon und so wei-

ter.

Der THG-Skandal aus dem Jahr

2003 hat eine neue kriminelle

Dimension. Ein amerikanischer

Leichtathletik-Trainer behaupte-

te, dass die Sportler eines Trainer-

konkurrenten mit einem neuen

Wirkstoff gedopt wären. Bei der

Untersuchung einer anonym ein-

geschickten Spritze wurde Tetra-

hydrogestrinon identifiziert.

THG ist ein „Designer-Steroid“,

das durch Modifikation des Do-

pingmittels Gestrinon hergestellt

wird. Wahrscheinlich werden un-

ter Verwendung eines geeigne-

ten Katalysators zwei Moleküle

Wasserstoff an die Ethinyl-Gruppe

an der Position C-17 des Steroids

addiert.

Manche Doping-Laboratorien

bezeichnen THG auch als Doping-

Maske. THG stand bis zum Zeit-

punkt seines Nachweises in den

Ein Vorschlag zur Behandlung im Chemie-Unterricht der Oberstufe

Steroide – Aufbau, Wirkung und Analytik

Abbildung 1:

Anabole Steroide