Seite 50 - Dissertation_Dr_Holfeld

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5.1
Sport- und Chemiekurse
in der gymnasialen Oberstufe
In zwei
Sport-Grundkursen
(insgesamt 46 Schüler) der Klassenstufe 13 ging es um die
Energiebereitstellung im Körper bei sportlichen Aktivitäten. Die Ausgangsfrage laute-
te: „Woher kommt der Muskelkater?“ Die Schüler kannten Aussagen wie „Meine
Muskeln sind sauer, ich kann nicht mehr“ oder „Ich bin völlig übersäuert“. Daran
wurde angeknüpft, indem sportmedizinische Untersuchungen zitiert wurden, nach de-
nen der Muskelkater einerseits auf kleinste Verletzungen der Muskeln zurückzuführen
ist, andererseits auch auf einen Anstieg der Milchsäurekonzentration in der Muskulatur
bei der anaeroben Muskelarbeit. Nur der letzte Grund für den Muskelkater wurde in-
tensiver beleuchtet.
Den Schülern wurde eine Einführung in die Biochemie der Energiebereitstellung bei
körperlicher Aktivität gegeben (vgl. Kapitel 4.1.1). Nach einem Sprint konnten die
Schüler den Laktat-Anstieg in ihrem
eigenen
Blut mit Hilfe der chemischen Analytik
(Teststreifen; Versuch 3)
erleben
. Bei einem 100-Meter-Sprinter beispielsweise stieg
der Laktat-Wert von 1,2 auf 18,1, bei einer 100-Meter-Läuferin von 0,8 auf 15,8
mmol/l. Dies fanden die jungen Menschen sehr beeindruckend, so dass sie motiviert
waren, sich mit weiteren chemischen Fragestellungen zu befassen.
Zunächst erprobten sie den qualitativen Nachweis von Laktat als zeisiggrünes Eisen-
laktat (Versuch 4), bevor auf das leistungsfördernde Kreatin eingegangen wurde
(Kreatinphosphat regeneriert verbrauchtes ATP; vgl. Kapitel 4.2.8). Etliche Schüler
wussten bereits, dass der Stoff in letzter Zeit häufig als „legales Dopingmittel“ – weil
Kreatin ein körpereigener Stoff ist – bezeichnet wurde. Durch die vielen Presseberich-
te wurde das Interesse der Schüler daran geweckt, einen qualitativen Nachweis von
Kreatin im Sportgetränk Zell-Tech
kennen zu lernen (Versuch 19).
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Aktuelle Dopingaffären (vgl. Kapitel 4.3) wurden aufgegriffen, um den Fragen nach-
zugehen: „Was sind anabole Steroide? Wie funktionieren und welche Nebenwirkun-
gen haben sie? Wie werden sie nachgewiesen?“ Eine Schülerin hielt dazu ein Referat.
Als Informationsquelle hatte sie die Web-Seite des Instituts für Biochemie der Deut-
schen Sporthochschule Köln [51] benutzt.
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Ein lustiges Doping-Sünder-Suchspiel
schloss sich an (Versuch 20): Jeder Schüler gab einen Modell-Urin ab. Dieser enthielt
bis auf einen Fall
96%iges Ethanol. Lediglich der Modell-Urin des „Doping-
Sünders“ beinhaltete zusätzlich 0,05% des Steroids Dehydroepiandrosteron. Jede Pro-
be wurde mit Dinitrobenzen und Kalilauge versetzt, und nur die Probe des „Übeltä-
ters“, dessen Probe das 17-Ketosteroid enthielt, verfärbte sich rot.
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An den Kaufmännischen Schulen in Dillenburg fand im Herbst 2000 erstmals für alle Che-
mie-Kurse der Jahrgangsstufe 13 (58 Schüler) ein 6 Doppelstunden umfassendes Projekt „Er-
nährung und Sport“ statt, das u. a. die hier vorgestellten Themen beinhaltete. Wegen der posi-
tiven Resonanz ist diese Unterrichtseinheit mittlerweile zum festen Bestandteil des Schulpro-
gramms geworden ( siehe auch Anhang 3).
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Gerade an diesem Beispiel wird besonders deutlich, wie der vorgeschriebene Theorieteil im
Fach Sport sinnvoll mit chemischen Themen erfüllt werden kann.