Seite 37 - Dissertation_Dr_Holfeld

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Zuerst sah es so aus, als handele es sich um eine auf amerikanische Athleten be-
schränkte Affäre. U. a. wurde der Kugelstoßer
Kevin Toth
und die Schwimmerin
Regi-
na Jakobsen
überführt.
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Aber die Dopingwelle erstreckte sich auch nach Europa. Dort
wurde der britische 100-Meter-Europameister und -rekordhalter
Twain Chambers
po-
sitiv auf THG getestet.
Anabole Wirkstoffe
kurz Anabolika
sind künstlich hergestellte Hormone. Sie lei-
ten sich von dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron (s. Abbildung 11) ab.
Beim Testosteron unterscheidet man eine androgene (die männlichen Geschlechts-
merkmale beeinflussende) und eine anabole (muskelaufbauende) Wirkung. Bei der
Herstellung synthetischer Anabolika will man bevorzugt die anabole Wirkung auszu-
nutzen, die androgene ist aber weiterhin vorhanden und kann folgende Nebenwirkun-
gen hervorrufen:
Allgemeine Nebenwirkungen: Ausbildung von Akne und Wassereinlagerungen
im Gewebe.
Schädigung des Herzkreislaufsystems: Unter Anabolika-Anwendung wird die
Konzentration der HDL-Fetteiweiße im Blutplasma erniedrigt und gleichzeitig
die der LDL-Fetteiweiße erhöht. Damit erhöht sich der Quotient LDL/HDL,
was als Risikofaktor zu sehen ist.
Herzhypertrophie und Kapillarisierung: Bei Hypertrophie der Herzmuskelzelle
fehlt die notwendige Kapillarisierung, wodurch es zu einem Sauerstoffmangel
und zu Schädigungen kommt.
Leberschäden: Anabolika über eine längere Zeit genommen, können zu irrever-
siblen Leberschäden führen. Besonders die an Position C-17 methylierten Ste-
roide wie Stanazol sind gefährlich. Deshalb wird dieser Stoff heute so gut wie
nicht mehr verwendet.
Vermännlichung bei Frauen: Alle Anabolika verursachen bei Frauen eine Zu-
nahme der Körperbehaarung, eine Veränderung der Stimme, Störungen des
Menstruationszyklus und eine irreversible Klitorishypertrophie.
Verweiblichung beim Mann: Dies können eine abnormale Brustvergrößerung
oder Abnahme der Potenz bis zur Impotenz sein.
Allgemeine Gefahren durch Schwarzmarktpräparate: Neben der Beschaffungs-
kriminalität sind hier die Infektionsgefahr bei der Verwendung von nicht steri-
len Spritzen und das Risiko der falschen Dosierung zu nennen.
Nach diesen Erläuterungen sind sich die Schüler sowohl der kriminellen Einstellung
der gedopten Sportler (falsche Idole), deren Betreuern und der Dopingmittel-Hersteller
als auch der Tatsache bewusst, dass Doping hochgradig gesundheitsschädlich ist.
Der Nachweis von Steroid-Hormonen erfolgt
ggf. nach Derivatisierung mit Tri-
methylchlorsilan
über Gaschromatografie in Kombination mit Massenspektroskopie.
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In den Medien wurde die prominente Doppelweltmeisterin im 100- und 200-Meter-Sprint,
Kelly White
, mit dem THG-Skandal in Verbindung gebracht. Nicht, weil sie THG-gedopt war,
sondern weil sie das Stimulans Modafinil eingenommen hatte, welches allerdings vom glei-
chen Lieferanten stammte wie das THG für die anderen Doping-Sünder.